00:00:00: Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine Leichte.
00:00:05: Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber jenen,
00:00:10: die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten.
00:00:14: Am dankbarsten sind negative Kritiken, dass sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind.
00:00:20: Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen,
00:00:24: dass im Großen und Ganzen betrachtet, das gewöhnliche Durchschnittsprodukt wohl immer noch bedeutungsvoller ist,
00:00:31: als unsere Kritik, die es als solches bezeichnet.
00:00:35: Der Podcast über das, was wir nicht mehr glauben und das, was uns wichtig bleibt.
00:00:53: Hallo zusammen, hallo Manu. Ich denke mal, ihr habt dieses wunderschöne Zitat vielleicht gar nicht erkannt.
00:01:02: Es ist ein Zitat aus Ratatouille, dem großartigen Film Ratatouille
00:01:11: und stammt vom Kritiker vom Restaurantkritiker Anton Ego.
00:01:16: Ja.
00:01:18: Es ist eine der Lieblingsfilme oder Geschichten auch unserer Kinder gewesen.
00:01:22: Das ist auch wirklich ein Fest dieser Film, ein Film für die ganze Familie.
00:01:26: Wer ihr nicht kennt, ein Animationsfilm, ich glaube aus dem Hause Pixar oder Disney oder beides gehört ja zusammen.
00:01:33: Egal, auf jeden Fall eine ganz spannende und putzige Geschichte von einem Küchen-Gehilfen,
00:01:41: der mit Hilfe von Ratten kochen lernt und dann eigentlich so auf der Klimax des Films
00:01:50: eben diesem berüchtigten Restaurantkritiker einer ganz verknöcherten Schalen,
00:01:56: verbitterten, harten, kalten Person eben diesen Teller mit Ratatouille auftischt.
00:02:04: Das ist eine der Schlusssprähnen.
00:02:06: Das passiert eine Offenbarung. Sobald die Geschmacksknospen in seiner Zunge dieses Ratatouille schmecken,
00:02:14: wird er zurückgebiemten, seine Kindheit findet sich in der Küche und am Tisch seiner Mutter wieder.
00:02:21: Der Stift, mit dem er seine Kritik schreiben will, fällt ihm aus der Hand
00:02:25: und das Einzige, was er noch halten kann, ist diese Gabel und in seinem Gesicht ist seliges Staunen ergriffen sein.
00:02:34: Warum erzählen wir das überhaupt? Wir sind hier nicht bei Popcorn Culture.
00:02:39: Es ist der Versuch mit einem guten Bild auch mal etwas selbstkritisch zu werden,
00:02:46: als ausgeglaubt und als das, was wir hier gemacht haben.
00:02:49: Wir haben ja immer gesagt, wir sind der Podcast, der über das sprechen will,
00:02:54: was wir nicht mehr glauben und das, was uns wichtig bleibt.
00:02:57: Damit waren wir nicht selten in der Rolle des Kritikers. Das kann man ja mal so zugeben.
00:03:04: Ja, wir haben ja mehrere Staffeln gemacht, zum Beispiel zu bekannten christlichen Buchbestsellern
00:03:11: oder zu den Top 10 der Sachbuchbestsellerliste und so weiter.
00:03:16: Und haben da immer einen kritisch, meistens einen kritisch wohlwollenden Blick auf diese Titel geworfen.
00:03:24: Und für diese Staffel, also jetzt nach den vier Folgen-Freihheitsprojekt-quasi,
00:03:30: setzen wir heute an zu einer neuen Staffel von ausgeglaubten.
00:03:35: Für diese Staffel haben wir eben so paradigmatisch diese Begebenheit aus dem Ratatouille-Film
00:03:41: an den Anfang gestellt, dieses Offenbarungserlebnis des Restaurantkritikers,
00:03:47: wo man so wunderbar inszeniert ist, auch wie er die Rolle wechselt vom Kritiker
00:03:53: und ihm fällt der Stift aus der Hand und er wird zu einem Teilhabe eines Geschehens,
00:03:59: er wird zum Teil einer Geschichte, er hat plötzlich sein Leben vor Augen
00:04:04: und plötzlich irgendwo wird ihm dieses Ratatouille zur Offenbarung.
00:04:09: Und das ist so die Denkfigur, die wir mitführen wollen in die folgenden Podcast-Folgen.
00:04:17: Ja, und vielleicht müssen wir mal sagen, was wir eigentlich vorhaben.
00:04:20: Genau, was haben wir denn vor, Stefan?
00:04:23: Also es geht um nicht weniger als um die Darstellung des christlichen Glaubens.
00:04:28: Das ist ja schon mal ganz schön viel. Keine Angst.
00:04:32: Wir überschätzen uns nicht so sehr, dass wir denken, Manu und Stefan erklären euch
00:04:39: nicht nur die Welt, sondern auch den ganzen christlichen Glauben,
00:04:42: sondern wir wollen uns dabei an dem orientieren, was uns vorgegeben ist.
00:04:47: Das heißt auch, wir werden nicht die Köche sein, die das Ratatouille kochen für euch.
00:04:53: Wir sind auch natürlich als Podcast nicht das Ratatouille selbst.
00:04:58: Aber was wir versuchen zu sein, ist vielleicht so etwas wie dieser sympathische Kellner im Film "Ratatouille".
00:05:04: Und wir hoffen, dass wir euch da was servieren können, was in der Küche zubereitet worden ist.
00:05:10: Die Küche, das wäre vielleicht die Kirche, das wäre die Kirchengeschichte,
00:05:13: das wäre die Tradition, in der wir stehen und zu der wir selbst gehören.
00:05:17: Das bedeutet also, Manu und ich wollen versuchen,
00:05:21: als Teil der Kirche, in der Tradition, in der wir stehen,
00:05:25: die wesentlichen Dinge des Glaubens, der uns darin trägt und verbindet
00:05:31: und herausfordert, einmal darzustellen, so in der Gesamtheit, die wir überblicken
00:05:37: und die wir auf dem Schirm haben.
00:05:40: Ja, ja, und eben unsere Rolle ist, kann man beschreiben,
00:05:45: als diejenige des Servier-Jungen, der aber selbst, könnte man sagen, von dem Ratatouille gekostet hat.
00:05:53: Also wir sind nicht nur irgendwie neutrale Übermittler einer Botschaft der Kirche,
00:05:58: sondern wir möchten über ganz wesentliche Grundeinsichten des Christienglaubens sprechen,
00:06:04: die uns auch selbst etwas bedeuten, die sich uns auch selbst irgendwo erschlossen haben,
00:06:12: die uns auch selbst bewegen oder im Beschlag nehmen.
00:06:15: Wir sind beteiligt an dieser Glaubensgeschichte,
00:06:21: aber wir haben das nicht einfach selbst ausgeköchelt,
00:06:24: sondern empfangen quasi das auch aus der langen Geschichte,
00:06:29: Glaubensgeschichte der Kirche und wollen so ein bisschen einführen
00:06:35: oder hinführen zu diesen christlichen Grundüberzeugungen.
00:06:40: Ja, das heißt auch, dass was wir tun, tun wir jetzt nicht aus einer Außenperspektive,
00:06:44: einfach als Beobachter, sondern tatsächlich wie ein Kellner,
00:06:47: der sich durchaus loyal und verbunden fühlt mit der Küche
00:06:52: und der hofft, dass das Produkt, das wir da auftischen,
00:06:55: die Mahlzeit, die wir servieren, werden auch schmeckt.
00:06:58: Und da ist das jetzt nicht etwas komplett anderes,
00:07:04: was wir tun als das, was wir sonst manchmal am Podcast gemacht haben,
00:07:08: aber vielleicht ist es mal eine super Gelegenheit,
00:07:11: einen Überblick zu gewinnen.
00:07:13: Wie hängen denn alle diese einzelnen Teile christlicher Glaubensaussagen eigentlich überhaupt zusammen?
00:07:21: Ja. Und wir haben Glück, oder? Wir stehen quasi auf den Schultern von Riesen,
00:07:27: oder man könnte auch sagen, wir haben Rückenwind aus 2.000 Jahren
00:07:32: Kirchengeschichte und Theologiegeschichte und können uns da orientieren
00:07:37: an dem, was schon gedacht wurde, auch was die Struktur selbst angeht.
00:07:41: Ja. Die verschiedenen Strukturen, wie man den christlichen Glauben darstellen kann,
00:07:45: verschiedene Titel, Untertitel etc.
00:07:47: Insgesamt haben sich dann doch so Darstellungsformen durchgesetzt,
00:07:52: die die wesentlichen Themen des Glaubens versuchen abzuhandeln
00:07:57: und genau das werden wir auch tun.
00:07:59: Ja. Also das Ziel war jetzt nicht besondere Originalität,
00:08:02: so quasi ein völlig frischer, neuer Zugang zum christlichen Glauben
00:08:07: aus einem noch nie eingenommenen Blickwinkel,
00:08:09: sondern wir versuchen natürlich, die verschiedenen Themen darzustellen,
00:08:14: auch im Kontext unserer Zeit und auch Anschlussmöglichkeiten zu finden
00:08:20: für Menschen, wo wird das einsichtig,
00:08:23: wo könnte das einleuchten, wo könnte das auch resonieren,
00:08:28: mitfragen und sehnsüchten oder Antworten die Menschen heute finden.
00:08:33: Aber wir orientieren uns an sechs großen Themen oder Stationen der klassischen,
00:08:40: man könnte sagen der klassischen christlichen Dogmatik.
00:08:44: Dogmatik ist jetzt ein ganz schlimmer Begriff für viele,
00:08:48: vielleicht müssen wir kurz etwas sagen zu Dogmatik.
00:08:52: Ja, Dogmatik hat natürlich einen ganz, ganz schlechten Ruf,
00:08:56: das ist einer der Begriffe so ein bisschen wie Mission
00:08:59: oder so, die irgendwie in Ungnade gefallen sind in unserer Zeit,
00:09:04: teilweise ja auch zurecht, weil sie sich mit problematischen Entwicklungen
00:09:08: in der Kirche verbinden, wenn man heute sagt, einer ist irgendwie
00:09:11: als ein ganz dogmatischer Typ, ist das selten als Kompliment gemeint.
00:09:16: Man hat das Gefühl Dogmatik, das sind irgendwelche Paragrafenreiter,
00:09:21: das sind Leute zu...
00:09:22: Das ist oberlehrerhaft, das Autoritäre, das was weiß, was wahr ist
00:09:27: und sagen kann, was nicht dazu geht.
00:09:29: Genau, die Urteils freudigen, die den Stab über allen brechen,
00:09:32: die nicht ganz dem eigenen Glaubensverständnis entsprechen
00:09:35: und so, das ist nicht die Idee, wenn wir von Dogmatik sprechen,
00:09:39: sondern nicht die Idee, die wir jetzt vor Augen haben.
00:09:42: Und Dogmatik ist eigentlich ein sehr demütiges Bescheidenesunternehmen,
00:09:48: weil es ja nicht darum geht in der Dogmatik,
00:09:51: dass man den christlichen Glauben verteidigt
00:09:53: oder dass man sagen kann, warum etwas wahr ist
00:09:57: oder warum etwas stimmt, sondern man sammelt zunächst mal das,
00:10:01: was in einer bestimmten Kirche, zu einer bestimmten Zeit geglaubt wird,
00:10:06: was da eigentlich die Lehre ist, also die Mainstream-Lehre ist.
00:10:11: Und das stellt man dar.
00:10:13: Man stellt es nicht dar und so sagen,
00:10:15: Schau mal, das ist Sakrasang, das müsst ihr quasi schlucken,
00:10:18: sonst seid ihr keine Christen und Christinnen
00:10:21: und gehört nicht dazu.
00:10:22: Man stellt es dar, damit man es diskutieren,
00:10:26: damit man es kritisieren, aber auch damit man daraus lernen kann.
00:10:30: Exakt. Also Dogmatik ist eigentlich ein Gespräch oder eine Gesprächseinladung,
00:10:35: das sieht man schon alleine daran,
00:10:37: dass natürlich keine zwei christlichen Dogmatiken
00:10:40: miteinander völlig übereinstimmen,
00:10:42: sondern da bezieht man sich auf die Tradition,
00:10:45: man bezieht sich auf Augustinus, auf Thomas von Aquin,
00:10:48: auf bekannte Figuren der Theologiegeschichte,
00:10:51: grenzt sich von ihnen ab, sagt ja,
00:10:53: das hat man damals so verstanden
00:10:55: auf dem Hintergrund der philosophischen Weichenstellungen der Zeit
00:10:59: und der Versuch unternommen,
00:11:01: heute kann man das so nicht mehr denken,
00:11:03: heute muss man das anders stricken
00:11:05: und da wird eigentlich eine Geschichte, ein Gespräch fortgesetzt
00:11:09: über diese Kernthemen
00:11:11: und der Versuch unternommen,
00:11:14: den christlichen Glauben in einer aktuellen Zeit
00:11:18: irgendwo plausibel darzustellen und abzubilden.
00:11:23: Und mindestens verständlich darzustellen und abzubilden,
00:11:26: ist vielleicht noch ein Beispiel oder ein Bild
00:11:29: und dann müssen wir dann auch mal
00:11:31: zu den Themen kommen, die uns beschäftigen.
00:11:33: Ja, vielleicht noch ein Bild.
00:11:35: Ich glaube, Dogmatik wird oft überschätzt
00:11:39: und zwar so, dass man denkt, es geht hier quasi
00:11:42: um die reine wahre Lehre, die jetzt dargestellt wird
00:11:46: und wenn diese Lehre richtig und gut dargestellt wird,
00:11:50: dann können die vernünftigen und einsichtigen Menschen
00:11:53: gar nicht anders als sich zum Glauben bekehren,
00:11:56: quasi unteil der Kirche werden.
00:11:58: Das wäre eben nicht Dogmatik.
00:12:00: Dogmatik ist eigentlich eine menschliche Antwort darauf,
00:12:05: dass man merkt, oh, ich selbst habe Glauben,
00:12:10: ich selbst bin gläubig
00:12:12: und ich bin das in einer Gemeinschaft mit anderen, die auch glauben
00:12:16: und das verlangt irgendwie danach, mindestens für viele Menschen,
00:12:22: dass sie das Ganze auch denkrisch einholen
00:12:25: und fragen, wie passt das denn eigentlich zusammen?
00:12:27: Wie ist es denn?
00:12:28: Wie kann ich mir das vorstellen?
00:12:30: Welche Bilder helfen mir zu erklären,
00:12:32: was ich in mir selbst als Glaube finde
00:12:36: und was mich Dinge für wahrhalten lässt?
00:12:39: Aufgrund dessen, ich Dinge für verlässlich halte.
00:12:42: Es gibt andere Menschen, die drücken das anders aus.
00:12:45: Die machen zum Beispiel Musik.
00:12:46: Es gibt andere Menschen, die finden einen anderen
00:12:48: künstlerischen Ausdruck.
00:12:49: Es gibt Menschen, die machen das vielleicht stärker im Gebet.
00:12:53: Das sind alles Formen, die man nicht gegeneinander ausspielen sollte.
00:12:57: Nur ist es nicht so, dass die Dogmatik quasi das Primat
00:13:00: über all diese Formen hat.
00:13:02: Es ist nichts anderes als menschliches Denken über das,
00:13:05: was man denkt, was göttliche Wirklichkeit in unserem Leben tun könnte.
00:13:10: Ja, und ich finde, das ist ein wichtiger Hinweis,
00:13:13: dass Dogmatik eigentlich, Dogmatik steht nicht am Anfang,
00:13:17: sondern der Glaube von Menschen, die Glaubensgeschichte,
00:13:20: die Glaubensgemeinschaft steht am Anfang
00:13:23: und die denkt, die Menschen, die Glaubenden denken über ihren Glauben nach
00:13:29: und versuchen sich und dann natürlich schon auch anderen
00:13:34: vielleicht Rechenschaft abzugeben, dass das jetzt nicht komplett
00:13:38: unvernünftig oder verstandeswidrig oder widersprüchlich ist,
00:13:44: was sie hier glauben.
00:13:45: Aber es ist nicht so, dass die Dogmatik am Anfang steht
00:13:48: und dann glauben die Leute, weil das in der Dogmatik steht,
00:13:53: sondern die am Anfang glauben Menschen
00:13:56: und dann denken sie über ihren Glauben nach
00:13:58: und man muss auch sagen, die erste, also Dogmatik
00:14:01: hat sich ja nicht einfach quasi am grünen Tisch entwickelt,
00:14:04: dass ein paar Theologen oder Priester so viel Zeit an der Hand hatten
00:14:08: und dachten, ja, ich schreibe jetzt mal ein dickes Buch,
00:14:11: sondern dass Dogmatik ist ja auch ein dickes Buch,
00:14:14: Ergebnis oder auch Ausdruck eines ständigen Ringens mit diesen Themen und auch eines
00:14:21: Ringens einer Auseinandersetzung mit Fragen um Geltung und Wahrheit, da das schon in der
00:14:28: Früh im Kirche, da hat man wirklich mit harten Bandagen auch gekämpft um die Frage, ja wie ist
00:14:34: das jetzt mit Jesus Christus? In welchem Verhältnis steht denn Jesus zu Gott selber und wie ist das
00:14:39: mit dem Schöpfer und wie ist das mit, keine Ahnung, mit anderen Göttern und so weiter,
00:14:45: wie ist das mit der Ewigkeit? Da wurde ganz viel, das ist Ergebnis dann großer Auseinandersetzungen
00:14:53: und wiederum ein Beitrag zu aktuellen Auseinandersetzungen. Ja und es sind sehr, sehr oft ganz
00:14:58: existenzielle Fragen, die dahinter stehen. Ja und wir müssen aufpassen, dass wenn wir versuchen,
00:15:05: in einer Dogmatik darzustellen, was Christischer Glaube ist, dass wir diesen Ursprung, diese
00:15:12: Wurzel, die Kraft hat, nicht aus den Augen verlieren. Es geht nicht drum, vom Hundertsten ins
00:15:18: Tausendste zu kommen und alles irgendwie abzubilden, sondern es geht drum, die wirklich wichtigen
00:15:24: Fragen und die Sprachbilder, die Metaphern, die Ideen, die dazu in der Kirche gewachsen sind,
00:15:31: zu zeigen. Manu, wir haben gesagt, wir machen nichts Wahnsinnig Originelles. Wir halten uns
00:15:38: an einem ganz klassischen Aufbau, den wir beschreiten werden und natürlich fangen wir an mit Gott.
00:15:43: Ja, warum nicht, oder? Ja, ein ganz großes Wort, ein ganz großer Begriff, aber ein Begriff,
00:15:52: der sofort nach anderen Begriffen und Orten schreit, die wir abschreiten müssen. Also,
00:15:58: nachdem wir über Gott sprechen, kommt der Mensch. Der Mensch, ja. Der Mensch als jetzt nicht einfach
00:16:06: als Gegenstand irgendwie naturwissenschaftlicher Untersuchung oder evolutionsbiologischer
00:16:11: Entwicklungen und so weiter, sondern der Mensch als aus theologischer Perspektive. Der Mensch,
00:16:18: als Gottes Ebenbild, der Mensch als Empfänger der Zuwendung Gottes, auch der Mensch als derjenige,
00:16:25: der glaubt und über Gott nachdenkt natürlich. Ganz genau. Wir können auch da keine Außenperspektive
00:16:32: einnehmen, sondern wir sind, wir denken, als Menschen über den Menschen nach und über Gott
00:16:37: nach und über einen ganz besonderen Menschen im dritten Thema dann. Ja, nämlich über Jesus
00:16:43: Christus. Und Jesus Christus ist aber nicht einfach ein Mensch, eine Person, eine Figur oder
00:16:50: ein Prophet, sondern Jesus Christus ist quasi die Scharnierstelle, um die sich alles dreht,
00:16:56: wenn wir über den christlichen Glauben nachdenken. Also, es ist nicht einfach jemand, der von
00:17:02: da bis da gelebt hat und das und das gesagt hat, sondern indem wir eben nicht einfach sagen,
00:17:08: Jesus von Nazareth, sondern sagen Jesus Christus, meinen wir mehr als nur ein Menschen, eine Figur,
00:17:15: ein Propheten. Wir meinen etwas, dass die Kraft hat, uns den Gottesbegriff, den Menschenbegriff,
00:17:24: den Weltbegriff etc. all das zu erschließen, eine Perspektive zu geben darauf. Ja, genau, genau.
00:17:32: In quasi durch Jesus Christus wird uns überhaupt die Wirklichkeit Gottes und des Glaubens und
00:17:41: letztlich auch die Wirklichkeit dieser Welt erst aufgeschlossen nach christlicher Überzeugung.
00:17:45: Also, das ist Dreh- und Angelpunkt. Dann reden wir als viertes Thema über den Geist. Jetzt haben
00:17:51: wir auch die Trinität zusammen, also Gott der Vater, der Schöpfer, Jesus Christus, der Sohn und
00:17:57: dann der heilige Geist, nicht der Poltergeist oder sonst irgendwie, sondern der heilige Geist als
00:18:04: derjenige, der in den Glaubenden wohnt und durch sie wirkt und eigentlich auch die
00:18:14: Entwicklung. Und jetzt sind wir dann schon beim nächsten Thema, der Kirche. Ja, klar, versichert.
00:18:22: Also, es ist quasi die Kraft, die in der Geschichte wirkt, die Kirche bildet und Kirche
00:18:28: verändert und Kirche transformiert und deswegen genau der nächste Begriff dann die Kirche. Und
00:18:35: am Schluss machen wir noch mal Fenster ganz weit auf und blicken raus gegen den Himmel. Wir haben
00:18:41: das Himmel genannt, man könnte auch sagen die letzten Dinge, wie auch immer man es beschreiben will.
00:18:46: Es geht quasi um das, was einerseits noch nicht da ist und auf uns zukommt, aber als das, was auf
00:18:55: uns zukommt, schon alles in ein ganz anderes Licht rückt, als es sonst wäre ohne Himmel, ohne Zukunft,
00:19:04: ohne das Reich Gottes, das angebrochen ist. Ja, und man muss sagen jetzt bei diesen sechs Themen,
00:19:10: wir haben das schon gemerkt in der Diskussion darüber, womit wir jetzt genau anfangen und wie
00:19:15: wir das genau ordnen. Eigentlich kann man nur mit allen gleichzeitig anfangen. Also, eigentlich
00:19:21: stehen wir vor dem Problem, dass jede Person hat, die irgendwie eben eine Dogmatik schreiben oder
00:19:28: den Glaubenssystematisch darstellen oder abschreiten will, die Glaubensinhalte. Man müsste eigentlich,
00:19:34: man muss nacheinander sagen, was man eigentlich gleichzeitig sagen müsste und man könnte einen
00:19:40: Case machen, fast für jedes dieses Thema, dass es an den Anfang stehen müsste. Also, man könnte
00:19:48: sagen, ja, Jesus Christus, wie so kommt das als drittes? Man müsste damit anfangen, hier entscheidet
00:19:54: sich doch alles, dass ich dort auch... Also wer Gott ist, wissen wir ja nur. Genau, wissen wir nur
00:19:59: durch die Selbstoffenbarung in Jesus Christus. Man könnte sagen, ja, aber man muss doch beim
00:20:03: Menschen anfangen, wir sind ja diejenigen, die überglauben, nachdenken, wir sind diejenigen,
00:20:09: die glauben, da muss es doch beginnen. Man könnte aber natürlich dann auch sagen, ja,
00:20:12: also vielleicht gar keine gute Idee beim Menschen anzufangen, weil der könnte ja genau das,
00:20:18: was Gott für ihn ist, ganz sicher nicht verstehen ohne den Heiligen Geist. Also brauchen wir zunächst
00:20:24: einen Heiligen Geist, damit wir überhaupt verstehen können, wer Jesus Christus für uns ist
00:20:29: und wer Gott ist und dann erst wissen wir, was der Mensch ist. Genau, genau. Und natürlich könnte
00:20:35: man auch sagen, nein, man muss natürlich bei der Kirche beginnen, weil wir ja nicht im Luftklären
00:20:40: Raum über Glaube reden, sondern weil wir ja auf den Schultern früher Generationen und in einer
00:20:49: Geschichte, in einer Glaubensgeschichte mit vielen hundert Jahren von glaubenden Menschen in der
00:20:55: Kirchengeschichte stehen und wie wir haben den Glauben empfangen, quasi aus als Teil der Kirche
00:21:02: und von der Kirche und wir bekennen ihn und bezeugen ihn als Teil der Kirche, eigentlich müsste
00:21:07: Kirchermann beginnen. Also man könnte den Case für jedes Thema machen. Aber natürlich kann es auch
00:21:13: für den Himmel öffnen, oder? Und sagen, ja, also dass wir überhaupt diese Frage in uns drin haben
00:21:20: und diese Ahnung, dass das, was jetzt ist, nicht alles ist und uns mit diesen ganzen Fragen beschäftigen
00:21:25: müssen, also dass diese Sehnsucht da ist, das ist ja genau das, was vom Himmel her auf uns zukommt
00:21:32: und uns zeigt, dass das hier nicht alles ist. Also wir könnten überall anfangen, wir könnten auch
00:21:38: ganz ganz anders strukturieren und sagen, müssten wir nicht viel mehr von menschlichen Fragen
00:21:44: ausgehen. Also was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen, was ist der Mensch,
00:21:49: diese großen Fragen. Wir haben uns dazu entschieden, nicht pädagogisch zu sein, das ist vielleicht
00:21:55: ganz entscheidend. Also wir versuchen hier nicht etwas zu vermitteln, in dem Sinne, dass wir sagen,
00:22:02: ja, wir haben hier eine große Wahrheit und jetzt brechen wir das in Stücke, dass wir es den Kindern
00:22:09: verfüttern können. Das ist gar nicht die Haltung dieses Podcasts, sondern wir versuchen wirklich
00:22:14: darzustellen in der Hoffnung, dass diejenigen, die das hören, selbst Wege und Bilder finden,
00:22:24: das mit ihrem Glauben, mit ihrem Leben, mit ihren Fragen in Verbindungen zu bringen.
00:22:28: Ja, ja. Und lasst mich doch noch mal die Brücke schlagen zur Metapher, die wir eingangs gebracht
00:22:35: haben, also zu diesem Ratatouille. Es ist eben nicht unsere Absicht, den Glauben von einer Außenperspektive
00:22:43: zu beschreiben. Wir haben uns nicht vorgenommen, jetzt einfach im Rückblick auf Kirchen und Theologiegeschichte,
00:22:49: den kleinsten gemeinsamen Nenner christlicher Glaubensinhalte abzubilden oder jetzt die ultimative
00:22:56: Präsentation und Systematik des christlichen Glaubens zu präsentieren, die eigentlich allen
00:23:02: Hörerinnen und Hörern zwingende Argumente liefert, diesen Glauben auch zu teilen, sondern wir führen
00:23:10: unsere Gespräche und leiten durch diese Staffel aus, auch aus einer Innenperspektive oder aus einer
00:23:18: in dem Sinne aus einer betroffenen Perspektive als Menschen, die sich selber als Glaubende
00:23:24: wieder erkennen und wiederfinden, die auch über in diesen Diskussionen, auch über ihren eigenen
00:23:30: Glauben nachdenken und die quasi als Leute, die das Ratatouille bereits probiert haben,
00:23:37: vielleicht anderen dieses Ratatouille servieren, ohne diesen Offenbarungsmoment, dass der Restaurant
00:23:45: Kritiker auch hat, dass das darüber verfügen wir nicht, wir können das nicht, das können wir
00:23:50: nicht einfach multiplizieren, wir können das Ratatouille quasi servieren, abgeschmeckt nach
00:23:57: im Kontext unserer Zeit und die Hörerinnen und Hörer können sich das reinziehen und vielleicht
00:24:04: gibt es ja solche Momente, wo dann Menschen sich beim Hören des Podcasts in irgendwie in dieser
00:24:12: Glaubensgeschichte wiederfinden oder ihnen irgendwo die Augen aufgehen oder sie irgendwie
00:24:19: staunen über etwas oder sich ihnen etwas plötzlich als stimmig und bedeutsam erschließt. Wer weiß?
00:24:26: Ja, also das was wir tun können ist, dass wir sagen, in diesem Restaurant reformierte Kirche und
00:24:33: ihr Glaube servieren wir das Best of aus einer 2000-jährigen Geschichte, dass wir kennen,
00:24:40: dass uns bekannt ist und wir servieren das in sechs Gängen und wir sind ein sehr höflicher
00:24:49: Kellner, das bedeutet wir servieren schon das woran wir selbst glauben und womit wir uns auch
00:24:55: identifizieren können, aber wenn ihr dann sagt ja, weil es doch Bullshit, das schmeckt überhaupt nicht,
00:25:02: dann werden wir nicht sagen doch doch, du hast es nur nicht verstanden, sondern wir werden sagen,
00:25:07: gut, das melden wir an die Küche drinnen. Das ist dann handschade. Das ist nicht so, dass wir glauben,
00:25:17: wir müssten diese einzelnen Gänge verteidigen oder irgendwie so was. Wir servieren euch,
00:25:24: was wir kennengelernt haben und da hätten wir wirklich Freude dran, wenn ihr uns auch zurückmelden
00:25:31: könnt, ob das geschmeckt hat, ob das irgendwie genießbar war oder ob man das anders machen müsste.
00:25:37: Man und ich wissen noch nicht, was dann schlussendlich irgendwie daraus werden soll. Wir haben
00:25:43: einfach beide gemerkt, wir haben Lust jetzt mal wirklich was zu machen, wo wir über den Glauben,
00:25:49: indem wir stehen, im Großen und Ganzen nachdenken wollen, auch mal Rechenschaft ablegen wollen,
00:25:55: wie das zusammenhängt, kann gut sein, dass daraus irgendwann ein kleines Büchlein, Workshop,
00:26:01: ein Kurs oder irgendwas gibt und wir werden sehr, sehr dankbar, wenn wir dazu das Feedback von
00:26:07: euch und die wirklich auch Kritikpunkte und Dinge, die wir besser machen, müssen einbauen können.
00:26:13: Ja, danke für den Hinweis auch darauf, dass was wir bis jetzt gesagt haben, das klingt vielleicht
00:26:19: so einfach schon so wunderbar vorgekocht und abgeschmeckt, aber in Tat und Wahrheit haben
00:26:26: wir einfach die ganz grobe Marschrichtung abgesteckt und lassen uns auch hier auf ein
00:26:31: gewisses Abenteuer, auf ein Experiment ein und schauen, wo uns das hinführt und wir wären sehr
00:26:38: froh, wenn ihr auch irgendwie aktiv verteilt dieses Experiment sein könnt, wenn ihr einen Teller auch
00:26:44: einmal zurück in die Küche geben könnt mit Rückmeldungen und Anmerkungen und wir daraus auch
00:26:51: lernen können. Es wäre ganz toll, wir freuen uns immer über Feedback und Rückmeldungen. In
00:26:57: dieser Staffel ist es uns besonders wichtig, also beteiligt euch doch an diesen Gesprächen,
00:27:04: an dieser Diskussion, an diesen Themen, dann wird das eine kommunikative, dialogische Geschichte,
00:27:13: die vielleicht dann auch eben sogar noch über diese Staffel hinaus trägt. Das wäre schön.
00:27:19: Ja, ich glaube, wir verabschieden uns für heute und nächste Woche starten wir so richtig in das
00:27:28: Thema Gott mit der ersten Folge dazu. Haben wir jetzt gar noch nicht gesagt, glaube ich,
00:27:33: dass wir eigentlich Doppelfolgen zumindest mal angedacht haben. Wir müssen mal schauen,
00:27:38: ob die Küche damit nachfällt. Ja, genau. Ich hoffe jetzt, dass es passiert uns nicht dasselbe
00:27:43: wie mit dem Freiheitsthema, dass aus jedem Thema nachher vier Folgen werden. Aber wie gesagt,
00:27:49: das Ganze ist noch nicht fertig ausgekocht. Aber angedacht sind mal eigentlich 6 mal 2 Folgen.
00:27:58: Das heißt, bis Weihnachten habt ihr es überstanden? Ich habe es noch gar nicht ausgerechnet.
00:28:05: Gute Zeit euch und hoffentlich bis nächste Woche und wir freuen uns, wenn wir dann was von euch
00:28:12: zu hören oder zu lesen kriegen. Tschüss!
00:28:15: Brefflab.
00:28:19: Brefflab.
00:28:21: [Musik]
00:28:24: SWR 2019