Ausgeglaubt: ein RefLab-Podcast

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Der Liberalismus und der Schrei nach individueller Freiheit

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«Freiheit!» – der Schrei von Mel Gibson, der in Braveheart durch Mark und Bein geht, hallt durch die Geschichte des neuzeitlichen Liberalismus. Manuel und Stephan rollen dessen Geschichte auf und fragen nach seinen christlichen Hintergründen…

Wieder steht ein grosser gesellschaftspolitischer Entwurf auf dem Programm: nach dem Kapitalismus nehmen sich die beiden Ausgeglaubt-Protagonisten den Liberalismus vor. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die staatliche Sicherung individueller Freiheiten und privaten Eigentums von Anfang an zentrales Anliegen des Liberalismus war.

Schon John Locke (1632–1704), der Urvater des klassischen Liberalismus, sieht die Gesetze als Instrumente zur Herstellung und Bewahrung einer Gesellschaft mit freien Bürgern, die sich eigenständig entfalten können. Adam Smith (1723–1790) ist in den Kapitalismusfolgen bereits begegnet – er betont die wirtschaftliche Seite einer liberalen Gesellschaft, die den freien Markt spielen lässt und staatliche Eingriffe nur dort akzeptiert, wo die individuellen Freiheiten in Gefahr stehen.

In der Folgezeit wurde der politische wie auch der spezifisch wirtschaftliche Liberalismus von Soziologen und Ökonomen in verschiedene Richtungen weitergedacht. Wirtschaftsradikale Liberalismen wurden ebenso vertreten (etwa von Friedrich August von Hayek oder Milton Friedman in der «Chicagoer Schule») wie sozial eingebettete Liberalismen, welche aus vergangenen Exzessen zu lernen versuchen und eine liberale Wirtschaftspolitik mit einer starken staatlichen Gestaltung verbinden wollen (soziale Marktwirtschaft/Sozialstaat).

Was Manuel und Stephan im Anschluss an den historischen Überblick beschäftigt, ist die Frage nach den anthropologischen Voraussetzungen des modernen Liberalismus: Welches Menschenbild ist im Liberalismus mit verbaut – und wie naiv oder realistisch ist diese Sicht des Menschen? Die Diskussion darüber führt an die Schwelle zur nächsten Folge…

Der Kapitalismus und die Frage nach den Alternativen

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Wir sind mit dem Kapitalismus noch nicht fertig. Und er nicht mit uns… Darum geht es in dieser Folge weiter mit dem Versuch, unsere kapitalistische Gesellschaft zu verstehen und über alternative Entwürfe nachzudenken.
Trotz Überlänge sind Manuel und Stephan in der letzten Folge zur Entstehung und Bewertung des Kapitalismus mit ihren talking points bei Weitem nicht durchgekommen. Sie nehmen darum hier den Faden nochmal auf – und tauschen sich auch über ihre biografische Prägung im Blick auf den Umgang mit Geld und Wohlstand aus. Auch biblisch-theologische Perspektiven werden eingeholt, insbesondere die prophetische Kritiken an einer gesellschaft, welche die Armen missachtet und sich auf Kosten anderer bereichert. In der anschliessenden Auseinandersetzung mit den Exzessen einer kapitalistischen Gesellschaft, mit den Gründen für den Bankencrash 2008 und dem überraschenden Zusammenbruch der Credit Suisse im letzten Jahr werden sie sich nicht einig. Manuel führt viele Fehlentwicklungen der kapitalistischen Marktwirtschaft auf ganz banale Motive wie Gier und Eifersucht zurück, während Stephan ihm vorwirft, einem zu düsteren Menschenbild aufzusitzen – und er den Kapitalismus nicht als das grosse Problem, sondern als die Lösung unserer Zeit verstehen will… Eine hitzige Diskussion, die sich erst dort beruhigt, wo die Berpredigt Jesu ins Spiel kommt, mit ihrem Aufruf, die Sorge um den nächsten Tag loszulassen und sich Gott anzuvertrauen: Könnte hierin eine echte Alternative zum Kapitalismus stecken?

Der Kapitalismus als moderne (und christliche?) Religion

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Bitte anschnallen! Manuel und Stephan nehmen sich den Kapitalismus vor – heute mit einem Blick in die Geschichte dieser ebenso einflussreichen die umstrittenen Ide(ologi)e. Ist der Kapitalismus die natürliche Fortsetzung des Christentums – oder dessen Endgegner?
Die Folge versucht zunächst, das Phänomen des Kapitalismus näher zu umreissen. Schnell führt diese Diskussion in die Geschichte der modernen Gesellschaften in den letzten zwei Jahrhunderten. Manuel und Stephan setzen sich besonders mit der These Max Webers auseinander, dass der Kapitalismus aus einer christlichen und näherhin protestantischen Lebensweise hervorgegangen ist. Manuel beschreibt den Kapitalismus (in Anlehnung an neuere theoretische Entwürfe) sogar als Parasiten, der sich jeweils gängige Ideologien und Weltanschauungen als «Wirte» aussucht und sie aussaugt, bis ein neuer Träger nötig wird, um das eigentlich irrationale Konstrukt des Kapitalismus zu stützen. Stephan bringt dann die Rede vom «Kapitalismus als Religion» (Walter Benjamin) ins Spiel – und zeigt, wie alle Teilnehmer einer kapitalistischen Gesellschaft eigentlich «Gläubige» sind: denn das ganze System funktioniert nur, solange wir an den Wert des Geldes glauben und den Kreislauf weiter ankurbeln.

Das ökologische Bewusstsein und die apokalyptische Ära des Anthropozäns

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Die Spuren menschlicher Verwüstung haben sich bis in die geologischen Schichten eingetragen und zur Bildung des Begriffs «Anthropozän» geführt. Manuel und Stephan diskutieren über die Frage, inwiefern das Christentum an der Misere unserer Zeit beteiligt ist – und was es zur Problemlösung beitragen könnte…

Die moderne Lebensweise des Menschen hat eine ökologische Krise heraufbeschworen, welche die Atmosphäre und Biosphäre unseres Planeten in Mitleidenschaft zieht und unsere eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören droht. Das «Anthropozän» ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für unser vom Menschen tiefgreifend und nachhaltig gezeichneten Zeitalter.

Gegen diese Terminologie erheben allerdings nicht nur zahlreiche Stratigrafen (Experten für Schichtenkunde) Einspruch, sondern etwa auch die Wissenschaftshistorikern Donna Haraway: Sie will lieber von einem «Chtuluzän» sprechen – einem Zeitalter, das den Menschen vielschichtig mit der nichtmenschlichen Schöpfung verflechtet. Heilung und Wiederherstellung geht nicht einseitig vom Menschen aus, sondern von einem Verständnis für die zahlreichen Abhängigkeiten und die eigene Einbindung in ein komplexes Ökosystem.

Manuel ist von Haraways Thesen sehr angetan, und er diskutiert mit Stephan des weiteren über die Frage, ob und wie die biblische Apolalyptik und die Rede vom Gericht Gottes hilfreich sein kann, um Menschen wachzurütteln und zu aktivieren. Schliesslich kommt auch der Zusammenhang von Diesseitsbewältigung und Jenseitshoffnung zur Sprache – konkret die Verbindung der Auferstehung Jesu als Einbruch einer neuen Welt in diese alte Schöpfung und der Motivation, nicht nur auf eine himmlische Ewigkeit zu warten, sondern in der Gegenwart schon für (Umwelt-)Gerechtigkeit zu kämpfen…

Eine angeregte, eigenwillige und wendungsreiche Folge – viel Spass!

Das ökologische Bewusstsein und die universelle Verbundenheit des Menschen

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Ein neues ökologisches Bewusstsein greift um sich. Gerade angesichts der ökologischen Krise sehnen sich Menschen nach einer neuen Verbundenheit mit der «Natur». Manuel und Stephan reden in dieser Folge über Aspekte einer zeitgemässen Schöpfungstheologie und –spiritualität.

Die vom Menschen verursachten Veränderungen der Atmosphäre und Biosphäre beschäftigt längst nicht mehr nur Klimaforscherinnen und Naturwissenschaftler. Ein neues ökologisches Bewusstsein bricht sich Bahn, das einhergeht mit einem auch spirituellen Bedürfnis, mit der Schöpfung im Einklang zu leben und einen neuen Zugang zur «Mit-Welt» zu finden. Diese Entwicklungen sind von angeregten Diskursen begleitet, an denen sich auch Kirche und Theologie beteiligt.

Manche beklagen die Eingenommenheit der Kirchen von ökologischen und soziopolitischen Fragen, die ihrer Einschätzung nach auf Kosten der Verkündigung des Evangeliums geht – andere wiederum kritisieren die Jenseits-Orientierung frommer Kreise auf Kosten des diesseitigen Engagements. Oder gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen der Hoffnung auf eine neue Welt und der Verantwortungsübernahme in dieser alten Welt?

Erliegen aktuelle ökotheologische Ansätze und Verlautbarungen einer «Schöpfungsromantik», welche die Bedrohung ausblendet, welche von der nichtmenschlichen Schöpfung für den Menschen immer schon ausgeht?

Und kommen wir nur weiter, wenn der Mensch seine Zentralstellung und seinen Speziezismus aufgibt – oder ist es gerade jetzt besonders wichtig, dass wir als «Krone der Schöpfung» unsere Verantwortung ernst nehmen und zur Besserung der Verhältnisse beitragen?
Es gibt viel zu diskutieren für Manuel und Stephan…

Festival-Special: Q&A zum Thema «Glaube und Risiko»

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Stephan hat bedauert, dass es unser Q&A aus der Liveaufnahme vom RefLab-Festival nicht auf die letzte Folge von «Ausgeglaubt» geschafft hat. Also gut: Hier ist sie, die muntere Fragerunde, die sich an unser Gespräch über das Thema «Glaube und Risiko» angeschlossen hat!

Wir diskutieren konkret über folgende Fragen:

ab 05:50:
Ist es nicht WENIGER riskant, an einen Gott zu glauben, als zu glauben dass es KEINEN Gott gibt? (Pascal'sche Wette…)
ab 09:18:
Wie begegne ich Christ:innen mit konservativen oder fundamentalistischen Ansichten?
ab 16:33:
Wenn ihr wirklich glaubt, weshalb spendet ihr nicht die Kirchensteuer den Armen und vertraut auf Gott?

Festival-Special: Braucht der Glaube das Risiko?

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In dieser Spezialfolge von «Ausgeglaubt», die während des RefLab-Festivals aufgezeichnet wurde, diskutieren Manuel und Stephan über den Zusammenhang von Glaube und Risikofreudigkeit – und darüber, warum die Kirche hierzulande kaum für ihr Draufgängertum bekannt ist…

Eine spontane Umfrage: «Nenne mir eine besonders risikofreudige Organisation!» würde wohl wenige Hits für die Kirche bringen; auch die Frage: «Nenne mir eine besonders wagemutige Menschengruppe!» würden nicht viele mit dem Hinweis auf Christinnen und Christen beantworten (zumindest nicht in unseren Breitengraden).
Woran liegt das? Und sind wir damit nicht meilenweit entfernt von den wagnishaften Anfängen des Christentums, als Gläubige im Namen ihres Glaubens Leiden und Tod riskierten, von den Römern gekreuzigt oder in Arenen von Löwen gefressen wurden? Als sie die ganze Welt bereisten um als Missionare die christliche Botschaft zu verbreiten?
Paulus beschreibt sein Leben als Nachfolger und Botschafter Christi als eine Ansammlung von Gefahren (vgl. 2Kor 11,23-28) – und es besteht wenig Zweifel daran, dass wir den Namen «Jesus Christus» heute für einen Brotaufstrich (oder sonst irgendetwas) halten würden, wären die ersten Generationen von Christen nicht waghalsig an die Enden der Erde aufgebrochen.
Impulse dazu kommen aus dem Kernbestand des Glaubens: Der Gott der Bibel erweist sich immer wieder als Gott der Aufbrüche, der Wagnisse, der neuen Wege – die Exodusgeschichte macht das paradigmatisch deutlich, genauso wie die Abrahamsgeschichte und die Narrative anderer Helden und Heldinnen des Glaubens, die durch ihre Risikofreudigkeit, Waghalsigkeit und Opferbereitschaft auffallen (vgl. die verdichtete Zusammenstellung im Hebräerbrief Kapitel 11).
Ist es nicht irgendwie bizarr, dass sich ein westliches Christentum, das sich auf diese Geschichten beruft, in einer konservativ-berechenbaren Umgebung derart einrichten konnte? Aber lässt sich eine Gefahrensituation simulieren, die heute nicht mehr besteht? Oder müssten Kirchen/Christ:innen heute einfach wieder Dinge finden, die jeden Einsatz wert sind, um sich im Namen ihres Glaubens ins Abenteuer zu stürzen?
Genügend Stoff zur angeregten Diskussion!

Die Evolutionsidee und transhumanistische Visionen

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In dieser Folge diskutieren Manuel und Stephan die radikale Zuspitzung der Evolutionsidee im sog. Transhumanismus. Sind transhumanistische Visionen der christliche Endgegner – oder bringen sie uns dem Paradies näher?

«Transhumane sind die erste Manifestation einer neuen Art von evolutionären Wesen. Sie ähneln darin den ersten Hominiden, die vor vielen Millionen Jahren die Bäume verließen und begannen sich umzuschauen», meint der Transhumanist mit Namen FM-2030 (geboren als Fereidoun Esfandiary). Er veranschaulicht damit, wie der Transhumanismus auf das evolutionistische Paradigma zurückgreift, um die Weiterentwicklung des Menschen mit Hilfe technologischer Errungenschaften zu rechtfertigen.
Am Ziel dieser Zukunftsträume steht entweder der Cyborg – eine Verbindung von Mensch und Maschine, der über ein Brain-Machine-Interface (BMI) neurologisch optimiert funktioniert und durch technologische Erweiterungen seiner selbst ganz neue Fähigkeiten besitzt – oder in der radikalen Version sogar der körperlose Mensch, dessen Bewusstsein in die Cloud geladen wurde («mind-uploading») und sich in ganz verschiedenen Formen wieder «inkarnieren» kann.
Manuel und Stephan gehen den transhumanistischen Visionen auf den Grund und fragen sich, inwiefern sie tatsächlich Ausdruck menschlicher Hybris sind und unweigerlich «ins Verderben» führen, und inwiefern sie an christlichen Gedankenn anknüpfen können. Besonders die christliche Idee der Heiligung, noch stärker die in der orthodoxen Kirche gängige Rede von der Vergöttlichung (Theosis) des Menschen könnten doch auch positiv an den transhumanistischen Verbesserungsfantasien anknüpfen… oder doch nicht?

Die Evolutionsidee und wie wir unsere Geschichte verstehen

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«Nichts in der Welt ist mächtiger als eine Idee deren Zeit gekommen ist» – dieses bekannte (sinngemässe) Zitat von Viktor Hugo trifft zweifellos auf die Idee der Evolution zu, die gemeinhin mit der Person Charles Darwins verbunden wird. Die Vorstellung einer Entwicklung der biologischen Arten und des Menschen im Laufe der Zeit ist natürlich älter als Darwins epochale Studie «On the Origin of Species» (1859) – aber durch die von ihm wesentlich geprägte Evolutionstheore und den geistesgeschichtlich schon populären Fortschrittsgedanken trat die Idee der Evolution einen Siegeszug durch ganz verschiedene Wissenschaftsfelder und Lebensbereiche an.

Manuel und Stephan diskutieren, wie einflussreich die Idee der Evolution weit über die Biologie hinaus geworden ist und wie daraus ein Evolutionismus wurde, ein Paradigma, mit dem die ganze Welt interpretiert wurde: Irgendwie ist doch alles in einer evolutiven Entwicklung begriffen – die Religionen und Glaubensvorstellungen, die Zivilisationen und Kulturen, die Sprache und das Denken des Menschen!

Aber wie weit trägt diese Überzeugung, wie angemessen ist diese Brille zur Wahrnehmung der Wirklichkeit? Am Beispiel verschiedener Geschichtsverständnisse spielen Stephan und Manuel durch, wie sehr unsere grundsätzliche Sicht, unser grosses Narrativ bestimmt, wie wir die Menschheitsgeschichte wahrnehmen und einordnen. Der Gedanke der Evolution lebt von einem linearen, zielgerichteten Verständnis der Geschichte – und dieses kann auch unmittelbar am christlichen Glauben an Gottes Heilsplan mit dem Menschen anschliessen (auch wenn sich das Christentum mit der biologischen Evolutionstheorie anfänglich schwergetan hat).

Alternativlos ist dieses Verständnis aber nicht: Man kann die Geschichte der Menschheit auch dialektisch verstehen, als eine Entwicklung, die sich erst durch Rückschläge und Fehltritte erst weiterbewegt – oder man kann sie disruptiv verstehen: Die Menschheitsgeschichte kommt in diesem Falle nur weiter, wenn Gott überraschend und unplanbar eingreift und ganz neue Verhältnisse schafft. Historisch am weiteresten verbreitet und am ältesten ist aber ein zyklisches Bild der Geschichte, in der sich alles wiederholt. Auch diese Vorstellung ist hochaktuell und hat prominente Vertreter in unserer Zeit. Oder müsste man vielmehr für der Verzicht auf all diese Versuche plädieren, unsere Geschichte in einen umgreifenden Rahmen zu passen und auf den Begriff zu bringen? Dafür setzt sich ein postmodernes Geschichtsverständnis ein, das nicht an eine Menschheitsgeschichte glaubt, sondern an eine Vielfalt von Geschichten, in denen gerade auch die Verlierer und Unterdrückten vorkommen…
Welche Erklärung überzeugt dich am meisten?

Special: Theologie und Missbrauch – Glaube auf dem Prüfstand

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Die Missbrauchsstudie der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) hat mindestens in der christlichen Welt hohe Wellen geschlagen und viel Betroffenheit, Scham und Nachdenken ausgelöst. Zahlreiche Artikel und Berichte versuchen, die niederschmetternden Ergebnisse der Studie einzuordnen, missbrauchsbegünstigende Faktoren in der Organisation der Kirche, im pastoralen Selbstverständnis, in Machtverhältnissen usw. zu identifizieren.
Das Thema ist zu wichtig, um bei «Ausgeglaubt» einfach darüber hinwegzugehen. Manuel und Stephan geht es in diesem Gespräch aber nicht um abschliessende Erklärungsversuche und Deutungen, die doch nur vorschnell und unangemessen sein können. Vielmehr wollen sie theologischen Faktoren auf den Grund gehen, die schon in der Studie angedeutet wurden und von manchen Theolog:innen auch angemahnt wurden: Gibt es im fundamentalen Selbstverständnis reformatorischer Theologie Schieflagen, die jetzt zum Vorschein kommen? Leistet ausgerechnet die Rechtfertigungslehre als Kernbestand evangelischer Theologie einer Haltung Vorschub, die sexuelle Gewalt und missbräuchliche Verhältnisse nicht ernst genug nimmt? Oder geht das Problem noch tiefer, noch weiter zurück bis in die Formulierung des «Vater-Unser», das so schnell von der Vergebung Gottes für unsere Sünden auf die Pflicht schliesst, auch unseren Schuldigern zu vergeben? Gibt es ein Mass an Schuld, das die Möglichkeiten menschlicher Vergebung übersteigt? Und lässt sich auch theologisch die Perspektive der Betroffenen von Gewalt und Übergriffen stark machen – gibt es ein Evangelium, das der Erfahrung der Opfer gerecht wird?
Wir müssen reden.

Über diesen Podcast

Was heisst das eigentlich, Christ zu sein? Woran glauben Christen und was können sie getrost aufgeben? Logisch, dass sich Manuel Schmid & Stephan Jütte dabei nicht immer einig sind. Aber sie versuchen in diesem Podcast zusammen herauszufinden, was für sie wirklich zählt und was ihnen eher im Weg steht. Und klar: Beide wissen es auch nicht wirklich. Aber vielleicht regt es dich an zum Mitdenken. Oder es regt dich auf und du magst mit ihnen streiten. Oder du schreibst ihnen einfach mal, was du nicht mehr glauben kannst oder musst oder willst.

von und mit Manuel Schmid & Stephan Jütte

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