Ausgeglaubt: ein RefLab-Podcast

Ausgeglaubt: ein RefLab-Podcast

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00:00:00: Ich fragte die Erde und sie sprach, ich bin es nicht.

00:00:04: Und alles, was auf ihr ist, bekannte das Gleiche.

00:00:07: Ich fragte das Meer und die Abgründe und das Gewürm, das darin lebt.

00:00:11: Und sie antworteten, wir sind nicht ein Gott, suche ihn über uns.

00:00:16: Ich fragte die wehenden Winde und der gesamte Luftkreis mit seinen Bewohnern sprach,

00:00:23: anaksimenes Irrt, ich bin nicht Gott.

00:00:26: Ich fragte Himmel, Sonne, Mond, Sterne, sie antworteten, auch wir sind nicht Gott, den du suchst.

00:00:35: Und ich sprach zu allen Dingen, die sich meinen Sinn darbieten,

00:00:40: spreche zu mir von meinem Gott, weil ihr selbst es nicht seid.

00:00:45: Spreche zu mir etwas über ihn.

00:00:48: Und sie antworteten mit lauter Stimme, er selbst hat uns geschaffen.

00:00:54: Ausgeglaubt.

00:00:59: Der Podcast über das, was wir nicht mehr glauben und das, was uns wichtig bleibt.

00:01:04: RefLab.

00:01:07: Herzlich willkommen ihr Lieben zu einer neuen Folge von "Ausgeglaubt" in einer neuen Staffel.

00:01:20: Hallo Stefan.

00:01:21: Hi Manu.

00:01:21: Ich freue mich sehr, wir steigen heute ganz tief ein.

00:01:26: Letztes Mal haben wir eine kurze Einführung gegeben in das, was wir vorhaben,

00:01:32: umrandet von der Metapher der Zubereitung eines Ratatouille und gesagt, wir möchten, wir können,

00:01:41: wir sind nicht die Köche des Ratatouille und wir können auch keine Offenbarungsmomente garantieren,

00:01:48: aber wir möchten gerne quasi als hoffentlich mehr oder weniger demütige Servierboys auftreten,

00:01:56: die euch auf dem Teller servieren oder anrichten, was die Geschichte des Christentums

00:02:04: an Grundbeständen des Glaubens tradiert und überliefert hat.

00:02:09: Und heute geht es um Gott, also ganz steil und grundsätzlich.

00:02:14: Ja, das ist kein Armusbusch.

00:02:16: Wir steigen gleich wieder hauptschweite ein.

00:02:18: Das ist quasi rote Fleisch.

00:02:20: Da geht es um die Sache und du hast einen wunderschönen Text gelesen, Stefan.

00:02:27: Der stammt, das ist ein Altertext.

00:02:30: Der stammt von Augustinus.

00:02:32: Ja genau, Augustinus, der bedeutende Kirchenvater aus dem 4. und 5. Jahrhundert,

00:02:39: der hat in seinen Konfessionen, in seinen Bekenntnissen, sich mit der Frage auseinandergesetzt.

00:02:45: Was liebt man eigentlich an Gott und wie kann man Gott aus seinen Geschöpfen erkennen?

00:02:50: Und ich finde das ein genialen Text, weil es einerseits diese Verbindung zeigt zwischen der Schöpfung,

00:02:56: zwischen der Natur, zwischen dem, was wir sehen können und Gott,

00:03:00: und andererseits auch ganz klar nochmal festhält, nein, die Dinge selbst sind nicht Gott.

00:03:06: Gott ist etwas nochmal anderes, es nämlich der Schöpfer von allem, was ist.

00:03:13: Und damit sind wir wahrscheinlich in medias Rees von unserem Gottes Thema.

00:03:17: Also das ist ja das ganz grundlegende oder fundamentale Bekenntnis der Christenheit zu Gott, dem Schöpfer.

00:03:25: In jedem mir bekannten Glaubensbekenntnis steht dieser Satz eigentlich in irgendeiner Form an.

00:03:33: Am Anfang, ich glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer von Himmel und Erde.

00:03:39: Und das ist eine ganz entscheidende Aussage und damit beginnt ja auch der biblische Kanon, wie er uns überliefert,

00:03:49: ist mit der doppelten Schöpfungsgeschichte im ersten Buch, Mose im Buch Genesys 1, Kapitel 1 und 2.

00:03:57: Da wird beschrieben, wie Gott Himmel und Erde hervorgebracht hat.

00:04:02: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

00:04:05: Und dann wird das ausgedeutscht in einem 7-Tage-Werk oder 6-Tage-Werk und einem Ruhetag.

00:04:12: Es wird ausgedeutscht, wie Gott zuerst eben Licht aus der Finsternis hervorstrahlen lässt.

00:04:20: Und dann kommen alle möglichen Unterscheidungen zwischen Erde und Wasser, zwischen den Luft und den Wasser über

00:04:32: Wasser unter der Erde und so. Und dann kommen die Lebewesen des Wassers der Erde und die Vögel des Himmels hinzu.

00:04:42: Und schlussendlich am 6. Tag in der zweiten Hälfte wird dann der Mensch geschaffen.

00:04:48: Das ist eine ganz fundamentale Geschichte, eine Grunderzählung des Glaubens,

00:04:56: die man nicht einfach nur verkürzen sollte auf den Satz "Ja, Gott hat halt alles irgendwie gemacht".

00:05:05: Ja, ich glaube auch, das ist eine der größten Herausforderungen, wenn wir über Gott als Schöpfer sprechen wollen,

00:05:12: dass da zunächst gleich irgendwie eine Kampfstellung aufgetan wird.

00:05:17: Naja, ist die Welt jetzt Schöpfung oder können wir das Naturwissenschaftlichkeit wehren?

00:05:21: Ist es nicht im Prozess von Urknall und Evolution etc.?

00:05:25: Ich glaube, das alles greift viel zu kurz.

00:05:29: Die Grundaussage, wenn wir sagen Gott ist der Schöpfer von Himmel und Erde, der alles gemacht hat, was lebt und ist,

00:05:39: dann wollen wir damit eigentlich nicht eine Kausalität darstellen.

00:05:44: Also wir wollen nicht sagen, wir können euch ganz genau erklären, wie das gekommen ist.

00:05:48: Das hat der liebe Gott gemacht.

00:05:50: Das ist nicht eine Erklärung, die darstellen will, wie etwas gemacht worden ist,

00:05:57: sondern sie will zunächst mal erklären, in welchem Verhältnis Gott zu dieser Welt und den Menschen steht.

00:06:03: Das ist eigentlich der Hauptsinn einer solchen Aussage.

00:06:08: Ja, und ich finde auch von daher eigentlich das eingangs gelesene Zitat von Augustinus ganz passend,

00:06:14: weil hier ja eben zum Beispiel die Gestirne aufgerufen werden und die Sonne sagt,

00:06:19: "Nein, ich bin es nicht!" und die Sterne sagen, "Ich bin es nicht!" und so weiter.

00:06:23: Und die Berge oder was es auch immer noch gibt, was man mit Gott identifiziert hat,

00:06:28: auch in Zeiten der Religionsgeschichte, die geben quasi dann Augustinus die Antwort zurück.

00:06:34: "Nein, die verweisen wie weiter oder hinter sich und sagen, "Nein, wir sind selbst geschaffen."

00:06:39: Und das ist eine der großen Pointen auch der biblischen Schöpfungsgeschichte verstanden

00:06:46: auf dem Hintergrund ältere Schöpfungsmythen, babilonischer Schöpfungserzählungen und so weiter.

00:06:52: Und auch auf dem Hintergrund einer politistischen Religiosität, in der man eben sehr wohl die Gestirne angebetet hat

00:07:01: und sehr wohl die Sonne und den Mond und Berge und Bäume und so weiter

00:07:06: irgendwo mit Gott identifiziert oder göttlich aufgeladen hat.

00:07:10: Und die biblische Schöpfungsgeschichte räumt mit diesen Vorstellungen auf und sagt,

00:07:17: "Nein, all diese wunderbaren, beeindruckenden, berührenden, bestaunenswerten Phänomene der Schöpfung

00:07:24: sind selber eben Schöpfung." Und Gott hat sie hervorgebracht.

00:07:30: Gott steht dahinter. Es gibt einen Unterschied zwischen Gott und dem Rest.

00:07:36: Oder dem Rest, das ist falsch gesagt Gott und der Wirklichkeit im Universum, der Welt, in der wir leben.

00:07:43: Es gibt eine Differenz und ein Bedingungs- oder Ermöglichungsverhältnis zwischen Gott und der Welt.

00:07:51: Genau. Und etwas, was man dabei leicht übersieht, ist natürlich, dass auch der Mensch seinen Platz

00:07:56: in dieser Ordnung und Beziehung zugewiesen bekommt.

00:08:00: Ja. Weil die Aussage, die Sonne, Mond und Sterne treffen, also wir sind nicht Gott, er hat uns geschaffen,

00:08:07: die gilt natürlich auch für den Menschen. Also nein, ich bin nicht Gott, er hat mich geschaffen.

00:08:13: Und das bedeutet, dass hier diese fundamentale Beziehung ausgedrückt wird.

00:08:19: Und man kann dann drüber nachdenken, na ja, was sagt das jetzt über Gott?

00:08:22: Einerseits sagt es über Gott, dass er nicht die Natur ist.

00:08:27: Also Gott ist nicht einfach die Summe von allem, was ist. Also Gott ist nicht ein Abschlussbegriff für die Totalität der Welt,

00:08:35: sondern Gott hat auch eine Freiheit gegenüber dieser Welt.

00:08:40: Und indem er aber ein Schöpfer ist, der das hervorgebracht hat, der es geordnet hat, der Platz geschaffen hat,

00:08:47: der Lebensraum hervorgebracht hat, ist er eben ein Gott, der zu dieser Welt in einer ganz, ganz entscheidenden,

00:08:57: und ich meine jetzt für Gott auch entscheidenden Beziehung steht.

00:09:01: Ja. Also Gott ist nicht Gott der Schöpfer, wie man sagen könnte, er ist Gott der Starke.

00:09:08: Also Gott der Starke, das könnte man sagen, ja, das sagen wir, wenn wir Gott loben wollen oder sowas,

00:09:15: aber zu sagen Gott ist Gott der Schöpfer, das sagt darüber etwas aus, dass sich Gott, der völlig frei war,

00:09:24: jetzt reindenkerisch dazu entschieden hat, ein Schöpfer zu sein. Er hätte auch bei sich bleiben können.

00:09:30: Ja. Ja. Was ich an dieser Stelle auch bedeutsam finde, und ich denke, wir werden wahrscheinlich in der nächsten Folge darauf zurückkommen,

00:09:38: die Bekenntnisse oder zumindest entscheidende christliche Bekenntnisse sprechen von Gott, dem Vater, dem Schöpfer von Himmel und Erde.

00:09:47: Und ich finde das eine ganz bedeutsame auch Qualifizierung Gottes. Gott ist als Vater der Schöpfer von Himmel und Erde.

00:09:57: Und das sagt etwas aus über die Zuwendung Gottes zur Schöpfung. Er bringt die Welt hervor.

00:10:04: Das ist jetzt natürlich auch eine zu tiefstheologisch dann aufgeladene Überzeugung.

00:10:09: Als Gott der Liebe bringt er die Welt hervor und erwendet sich ihr wohlwollend zu.

00:10:16: Es ist nicht ein kühles Experiment, es ist nicht das Ergebnis der Langeweile Gottes, es ist nicht irgendwie eine abgefagte Freakshow,

00:10:25: die Gott sich hier leise, sondern Gott wird in christlichen Bekenntnissen als der Vater der Schöpfer von Himmel und Erde bekannt.

00:10:35: Und ich mag das, wie mit dem Vater sein Gott es eigentlich auch dieses väterliche, dieses ursprüngliche quasi angesprochen wird,

00:10:46: aber eben auch diese Personale-Konnotation Gott ist ein Gott, der sich seiner Welt wohlwollend zuwendet.

00:10:57: Das ist damit verbaut.

00:10:59: Es tut alles schön und schon fast beinahe zu schön, dass man fast in Zweifeln kommen könnte und sich fragen könnte,

00:11:06: ja, was stimmt das auch wirklich?

00:11:08: Weil, war natürlich keiner dabei mit dem Notitblock, der mitgeschrieben hat ab dem sechsten Tag und so ganz genau,

00:11:16: wissen wir das ja nicht.

00:11:17: Und ich glaube, das wäre ein guter Moment mal zu klären, was wir eigentlich bekennen, wenn wir sagen Gott ist Gott der Schöpfer.

00:11:26: Also was wäre eigentlich mein, was wir mit Sprache tun, was dieser Satz wirklich bedeuten soll.

00:11:32: Ich habe mich mal überlegt, vielleicht wäre es sinnvoll, dieses ja teilweise atheistischer oder vielleicht generell moderne Missverständnis

00:11:42: mal aufzurollen und zu besprechen, denn einige, die den christlichen Glauben an dieser Stelle kritisieren würden und sagen,

00:11:51: naja, es ist nicht glaubwürdig, würden sich das so vorstellen, dass wir uns einen Gott denken, damit der quasi wie in einem Terrarium

00:12:01: ein Mensch das tun könnte, einfach mal alles eingerichtet hat und jetzt sehen wir den aber nicht mehr, weil wir behaupten, der ist da.

00:12:09: Und ich würde gerne mal versuchen, ein anderes Beispiel, das aber sehr viel damit zu tun hat, ins Feld zu führen,

00:12:16: um zu zeigen, was ich mindestens glaube, was wir bekennen, wenn wir sagen Gott ist der Schöpfer.

00:12:23: Ich stelle mir mal die Szene vor, wir sind in einem Spital, eine Frau hat ein Kind auf die Welt gebracht,

00:12:30: sie ist immer noch erschöpft und irgendwie auch glücklich, dass es vorbei ist, aber auch sehr erschöpft.

00:12:36: Und jetzt bringt man ihr das Kind und legt es auf den Arm und sie sagt, dieses Kind ist ein Geschenk Gottes.

00:12:43: Das ist ein Geschenk Gottes. Jetzt könnte sich ein Missverständnis, ein Duma-Atheismus quasi dazu so verhalten,

00:12:53: dass ihr sagen könnt, naja, also lasst uns das mal prüfen. Ich glaube, wir haben Kameras auf den Fluren

00:12:59: und da müsste ja irgendwo so ein Typ drauf sein, den du Gott nennst und dieses Kind reinbringen.

00:13:05: Ich glaube viel eher, dass das Kind eigentlich gerade von dir geboren worden ist.

00:13:10: Ja, es wäre dann schon ein sehr Duma-Atheismus, aber ja.

00:13:14: Ja, genau so wäre etwas das Verständnis, wenn man sagen würde, Gott als Schöpfer zu bekennen,

00:13:21: meint, dass wir das Bild haben, dass da ein großer Mann mit einem weißen Bart irgendwelche Dinge mit seinen Händen gemacht hat.

00:13:31: Und darauf dann quasi dieser Geldungs- und Wahrheitsanspruch reduziert werden würde.

00:13:38: Ja, genau.

00:13:39: Was aber die Mutter eigentlich meint, und darum geht es mir, und ich glaube, darum geht es auch, wenn wir sagen, Gott ist der Schöpfer,

00:13:46: ist ja, dass da in ihren Armen jetzt ein Leben liegt, das mehr Bedeutung hat, als sie selbst fassen kann

00:13:57: und dass eine Bedeutung hat, die alles übersteigt, was sie diesem Kind und diesem Leben je geben können wird.

00:14:08: Also, dass da ein Überschuss ist an Bedeutung.

00:14:13: Etwas, was mehr ist, was sie nicht so ausdrücken kann, dass sie sagen kann, ja, das habe ich nicht schlecht gemacht.

00:14:20: Ja, ja. Und ich glaube eben, ich finde das ein super Beispiel, das auch ganz sicher viele nachvollziehen können,

00:14:29: zumindest wenn sie Eltern geworden sind. Und es gibt viele andere Beispiele, in denen uns im Leben Dinge begegnen,

00:14:37: in denen wir Dinge erleben, in denen uns Erlebnisse zuteil werden, die einen solchen Bedeutungsüberschuss haben

00:14:45: oder die eine Bedeutung für uns gewinnen, die man jetzt rein naturwissenschaftlich nicht angemessen beschreiben könnte.

00:14:54: Und das finde ich jetzt bemerkenswert, das festzuhalten, weil das ist auch ein, glaube ich, ein plausibler Zugang

00:15:01: zur christlichen Überzeugung oder zum christlichen Bekenntnis zu Gott dem Schöpfer.

00:15:06: Wenn man sich überlegt, es gibt doch solche Momente, kleine und große Momente,

00:15:11: Momente, in denen ich mit einer dampfenden Kaffeetasse am Morgen auf dem Balkon stehe

00:15:18: und den Sonnenaufgang beobachte und die Wärme auf meiner Haut spüre und denke, es ist gut, dass ich am Leben bin

00:15:27: oder das Leben ist schön oder so. Momente, in denen ich irgendwie in den Bergen spazieren gehe

00:15:34: und ein Gewitter braut sich zusammen und es ist mir nicht mehr so ganz geheuer,

00:15:39: aber ich werde von der Majestät dieser Szenerie überwältig und so weiter.

00:15:45: Ganz viele natürliche Momente des Verliebtseins, wo mir ein Mensch begegnet und ohne dass ich mich allzu sehr dagegen wehren kann,

00:15:53: beginnen quasi Schmetterlinge in meinem Bauch zu fliegen und ich merke,

00:15:58: Da kommt irgendwie, da kommt ein Verliebzeien auf und das, wenn man jetzt versuchen würde,

00:16:05: dass streng scientistisch, materialistisch, naturwissenschaftlich, so quasi, ich glaube,

00:16:11: nur was man im Labor beweisen kann und so und die Leute kommen sich dann besonders realistisch vor,

00:16:16: wenn sie das sagen. Aber wenn man das jetzt so beschreiben würde und sagen würde, ja,

00:16:20: klar, also das sind jetzt irgendwie evolutionsbiologisch, ist das so eingerichtet, dass du halt dann

00:16:26: mit einem, wenn du ein Paarungswilliges gegenüber im gebärfähigen Alter triffst, dann tut sich was

00:16:33: in deiner Ländengegens und von mir auch aus auch in deinem Bauch mit Schmetterlingen, da werden

00:16:39: Endorphine ausgeschüttet, damit du deine Gene weiter tragen kannst an neue Generationen. Jeder Mensch

00:16:47: würde ich sagen oder fast jeder Mensch würde sagen, ja, das kann alles sein, das kann alles sein,

00:16:52: dass das irgendwo im Hintergrund ist, dass das irgendwo biologische Erklärungen sind, aber das,

00:16:58: was ich jetzt erlebe, das geht nicht auf in dieser Erklärung. Das ist irgendwie, das ist mir viel zu

00:17:04: oberflächlich, um das zu erklären, genauso wie Momente mit der Kaffeetasse im Sonnenschein oder

00:17:11: in den Bergen. Da passiert etwas, das für uns eine tiefe Bedeutung hat und interessanterweise

00:17:21: sind es ja auch, wenn man Leute ihr Leben erzählen lässt. Es sind genau solche Momente, die eben

00:17:28: Bedeutung und Lebenssinn auch stiften in einem Leben. Und das entscheidet es ja, indem man

00:17:35: sagt, ich glaube an Gott, den Schöpfer, sagt man eigentlich, Gott ist das Woher. Er ist der Grund,

00:17:45: weil es der Ort von dem dieser Überschuss herkommt, den ich nicht passen kann. Er ist quasi

00:17:51: der magische Sternenstaub im Leben, wenn man so will. Also das, was wirklich funkelt, das,

00:17:58: was wirklich glitzert und das, was mich hoffen lässt, dass das nicht nur einfach Einbildungen sind,

00:18:05: die ich mir mache, sondern was mich wirklich denken lässt, dass da etwas ist, was einen echten Wert,

00:18:12: was eine echte Tiefe, ein echtes Gefühl hat. Ja, man könnte auch sagen, er ist der Grund für die

00:18:21: Dankbarkeit in meinem Leben oder für dieses Gefühl, dass mein Leben verdankt ist. Ja, ich glaube,

00:18:28: das ist ein großes Problem, was wir in der Gegenwart haben, dass man Gott quasi auf die

00:18:33: physikalische Frage des Wohers und des Wies reduziert hat und gesagt hat, na, es ist keine gute

00:18:39: naturwissenschaftliche Erklärung, was übrigens ja völlig logisch ist, weil die Naturwissenschaften

00:18:45: so funktionieren müssen, dass sie an Kausal stellen keine Gottesbegriffe einsetzen. Das ist ja völlig

00:18:50: logisch. Es ist genau das, was sie erklären wollen. Aber ein Gott des christlichen Glaubens ist gerade

00:18:58: nicht ein Gott, der in diesen Naturgesetzen drin ist und der darin aufgespürt werden kann,

00:19:04: sondern der Gott des christlichen Glaubens ist der Gott, der quasi von außen her all das gemacht

00:19:13: hat, was er ist. Und das führt dazu, dass ich als Mensch, als Christ, als Mensch, der glaubt,

00:19:19: dass Gott der Schöpfer ist, auch davon ausgehen kann, dass es so etwas wie Sinn tatsächlich gibt.

00:19:25: Also nicht nur so, dass ich sagen kann, oh, ich fand das jetzt ein sinnvolles Gespräch mit

00:19:30: dir, Mannung, sondern dass ich glauben kann, dass es Bedeutung gibt, unabhängig davon, ob ich sie

00:19:38: selbst anerkenne oder nicht. Ja, genau. Und das sind mir natürlich bei einem ganz, ganz fundamental

00:19:43: wichtigen Gedanken für unsere Kultur und Gesellschaft. Weil wenn das nicht so wäre, dann wäre die Rede

00:19:49: von einer unbedingten Würde des Menschen schlicht falsch. Ja, dann wäre sie nämlich immer bedingt.

00:19:56: Und das ist ja unter der Bedingung, dass wir uns einig werden, dass wir uns auf die Konvention

00:20:02: einlassen, dass dem Menschen eine Würde zukommt. Unter dieser Bedingung hat der Mensch diese Würde,

00:20:07: wenn die Bedingung nicht mehr erfüllt ist. Und es gibt doch etwas in ganz vielen Menschen,

00:20:12: die sagen würden, ja, aber auch wenn die ganze Menschheit geschlossen zur Überzeugung gelangen

00:20:17: würde, dass dem Menschen eben keine Würde zukommt oder das bestimmten Menschen keine Würde

00:20:24: zukommt, dann würden mir doch die meisten würden sagen intuitiv, ja, aber er hat diese Würde trotzdem.

00:20:31: Genau. Und man könnte sich ja mal so ein Mindgame machen und sagen, gehen wir tausend Jahre zurück

00:20:38: und es gibt dort grüne Menschen. Nur ein Beispiel, das ist echt nicht wahr, keine Verschwörungstheorie,

00:20:45: aber es gibt jetzt grüne Menschen. Und jetzt entscheidet die ganze Menschheit zu sagen, ja,

00:20:51: also die Grünen, die gehören nicht zu uns, denen kommen, ja, also die akzeptieren wir nicht als

00:20:58: Menschen, die können wir jagen zum Spaß und ganz grausam quälen, weil das Lustigeste,

00:21:03: das hilft Stress abzubauen. Dann sagt jetzt mit den politischen Grünen nicht, nein wirklich nicht,

00:21:09: wirklich nur schrickst du nicht. Ja, nur gemerkt, du hast versucht ein Beispiel zu nehmen, dass

00:21:14: jetzt keine böse Falle konntiert und dann kommt sowas. Ja, also aber ich wollte es wirklich nicht,

00:21:22: also kein Witz und keine Anspielung. Und jetzt löschen die also alle grünen Menschen aus. Dann

00:21:29: glaube ich, dass die Intuition der meisten Menschen so wäre, dass sie sagen, naja, das ist

00:21:35: nicht nur aus heutiger Sicht falsch, weil wir sagen würden, nein, wir sind eine Kultur, die

00:21:40: akzeptiert, dass alle Menschen würde haben, auch die grünen Menschen, sondern ich glaube, wir haben

00:21:46: eigentlich die Intuition, dass wir sagen, nein, das war schon damals falsch und das war falsch,

00:21:51: nicht anzuerkennen, dass sie diese Würde haben. Ja, genau. Ja, aber macht das mal ohne die Idee

00:21:58: des Gott, der Schöpf ist. Ja, also der Grund, warum man das behaupten kann, das setzt ja einen Wert

00:22:07: oder eben eine Bedeutung voraus, die unabhängig ist eigentlich vom Menschen und seinen Zuschreibungen

00:22:14: oder seinen Wert urteilen. Und wer soll denn Garant für diese Bedeutung sein, für diese

00:22:21: Würde sein oder bei anderen Beispielen? Wer soll Garant für diese Schönheit sein eines Moments,

00:22:27: wenn er eben nicht in den Zuschreibungen und Erlebnissen von Menschen aufgehen soll,

00:22:34: sondern darüber hinaus Geltung haben soll, ja, das ist eigentlich dann schon ein religiöser

00:22:40: Gedanke oder ein religiöses Bekenntnis ein Stück weit. Ich glaube, das ist ein ganz entscheidendes

00:22:44: religiöses Bekenntnis, ein ganz wichtiger religiöser Gedanke. Und das ist etwas, was eben der Glaube

00:22:51: an Gott den Schöpfer christlicherseits eben versucht, einzufangen oder eine Erfahrung,

00:22:59: die dieser Glaube versucht, plausibel zu machen auch. Ich glaube sogar, es ist so, dass diese

00:23:06: Erfahrung vielleicht das Erste ist. Ja, ja, das ist eigentlich die Erfahrung, dass ich zum Beispiel

00:23:11: denke, dass meine Frau und ich nicht nur deswegen zusammen sind, weil das irgendwie gerade aus

00:23:21: Reproduktionsgründen genetisch gut gefunkt hat und irgendwie unsere Neuronen da gefunkt haben,

00:23:27: sondern dass das eine Bedeutung hat, dass das einen Sinn hat, dass das einen Wert hat oder

00:23:33: dass die Liebe zu meinem Kind mehr ist als ein evolutionsbiologisch entstandener Trieb zur

00:23:41: Erhaltung der eigenen Nachkommenschaft etc. Also wenn es wirklich so etwas geben soll, wie eine

00:23:48: echte Liebe zu einem Kind, zu einer anderen Person, dann ist mindestens das Bild von Gott

00:23:56: als Schöpfer eine sehr hinreichende Erklärung dafür, wie das sein kann. Es ist sogar notwendig

00:24:02: anzunehmen, dass es mehr gibt als das, was uns jetzt rein in materialistischen Betrachtungen

00:24:10: zugänglich ist. Also mit materialistischen Erwägungen allein kannst du es nicht erklären. Wenn du quasi

00:24:17: sagst, naja, also das, was wir sehen und das, was wir messen können, ist alles, was es gibt und

00:24:23: daraus erkläre ich mir jetzt die Welt, dann verpasst du eigentlich alle wichtigen Dinge. Nämlich so

00:24:29: was wie kann es sein, dass ich diese Beziehung quasi als Schicksal annehmen kann? Wie kann es sein,

00:24:37: dass ich diese Liebe als etwas so überwältigendes empfinde, dass ich selbst dafür aufgeben würde,

00:24:45: also mich selbst dafür aufgeben würde etc. Also sind das alles einfach nur entweder

00:24:50: Irrwege im Nachdenken über sich selbst oder sind es irgendwie evolutionsbiologisch hochgesteilt

00:24:58: Empfindungen, die wir dann haben? Wenn das nicht der Fall sein soll, dann braucht es so was wie Sinn

00:25:04: und dieser Sinn braucht ein Woher der nicht in der materiellen Welt selbst aufgeht. Ja genau und

00:25:10: um das vielleicht nochmal zurückzubinden an dein Eingangszitat von Augustinus, da wird ja eben

00:25:17: zuerst auf vermeintliche Natur, Gottheiten hingewiesen, Sonne, Mond und Sterne und so weiter,

00:25:25: die dann wiederum weiterweisen auf Gott den Schöpfer und man könnte natürlich auch sagen,

00:25:29: dass auch in den politäistischen und animistischen und so weiter Kulturen oder Religionskontexten

00:25:36: natürlich ein Stück dieser Intuition auch mit aufgenommen ist, dass eben Menschen Erfahrungen

00:25:43: machen in den mit der Größe, mit der überwältigenden Macht auch Gewalt der Natur, mit der Sonne,

00:25:52: die alles bescheint und hervorgehen lässt und so weiter und dann zuerst mal den Schluss

00:26:00: ziehen, ja irgendwie ist da Gott dahinter, irgendwie oder irgendwie ist das göttlich und

00:26:04: und und dann zuerst einmal auf die Idee kommen, ja die Gestirne selber sind Gottheiten und die

00:26:10: Bäume und die Berge sind Gottheiten und und von daher verweist dein Augustinus-Zitat eben noch

00:26:18: einmal weiter und sagt, nein, diese, das sind tatsächlich die Erfahrungen mit diesen auch

00:26:24: Naturphänomenen und die Erfahrungen, die Menschen machen, in denen etwas eine tiefere Bedeutung

00:26:30: gewinnt. Das sind tatsächlich göttliche Momente oder göttliche Erfahrungen, die aber auf den

00:26:39: einen Schöpfergott zurückgehen, der hinter allem steht, was wir Welt nennen und um uns haben.

00:26:48: Ja, das ist ja zunächst mal etwas, was eigentlich einfach ein sehr rationaler Gedanke ist, also quasi

00:26:55: zu sagen, na ja, also alle diese Einzelphänomene, der Bergsee, der mich anspricht, der Gipfel, der

00:27:02: mich anspricht, der Blick meiner Frau, der mich anspricht, die Geburt meines Kindes, also all das

00:27:09: sind ja zunächst mal ganz viele Einzelphänomene und ich könnte ja immer sagen, oh, es gibt die

00:27:14: Gottheit des Blickes, die Gottheit der Geburt, die Gottheit so und so und irgendwann frage ich

00:27:19: da mal, ja, aber gibt's da eigentlich so was wie ein Zusammenhang zwischen all dem oder bin das

00:27:29: nur ich, der sich das ausdenkt, quasi und dann ist einer zu sagen, nein, da bild ich ein Gottesbegriff

00:27:37: aus, also eine Vorstellung, dass all das, was da widerfährt, auf einen, nämlich den allerhöchsten,

00:27:46: den einzigen, nämlich über Gott zurückgeht. Ja, und ich glaube, das ist ja auch religionsgeschichtlich

00:27:53: so, dass jetzt zwar die Schöpfungsgeschichte natürlich ganz am Anfang des biblischen Kanons

00:27:59: steht und damit wird eigentlich die ganze, die ganze Story zwischen Gott und dem Menschen und

00:28:05: Gott und der Welt wird eröffnet mit diesem Schöpfungsakt, aber das natürlich die Schöpfungsgeschichte

00:28:11: oder das Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer von Himmel und Erde, auch ein Spitzensatz ist des

00:28:18: israelischen Glaubens und des christlichen Glaubens und sich wahrscheinlich auch erst

00:28:23: entwickeln musste, also das ist nicht das Wahrscheinlich, nicht das Erste gewesen, was in der Glaubenstradition

00:28:29: nach Abraham, Isaac und Jakob und das ganze Volk Israel, das eben diese, diese Geschichten Gottes

00:28:37: tradiert hat und erzählt hat und erlebt hat, wie Gott mit ihnen unterwegs ist, das ist wahrscheinlich

00:28:43: nicht am Anfang gestanden, sondern eine Erkenntnis, die, die irgendwann gewachsen ist. Zuerst ist man

00:28:49: möglicherweise von sehr viel, einer sehr viel lokaleren Gottheit ausgegangen und irgendwann hat man

00:28:56: dann stand auch so in einem Konkurrenzstreit oder? Ja. Welcher dieser regionalen Gottheiten,

00:29:01: dieser Gottheiten, die zu 7 und 7 Schaften gehören, ist jetzt eigentlich der mächtigste, der größte,

00:29:07: gibt ja in der Bibel noch das Kräftemessen zwischen Baal und Jahwe, das da aufgeführt

00:29:13: werden muss, oder? Ja, und bei den, genau, und bei den Propheten gibt das ja eigentlich dann schon

00:29:18: Richtung Monotheismus, aber es gibt vorher natürlich noch sehr viel explizitere Beschreibungen,

00:29:24: in denen die Existenz und die Gegenwart auch die Wirksamkeit anderer Götter überhaupt nicht

00:29:30: bestritten wird, sondern dann wird gesagt, also auch in der Schöpfungsgeschichte selbst übrigens,

00:29:34: heißt es ja, lasst uns. Es ist ein Plural, also da spricht einer vielleicht zum himmlischen Hofstab,

00:29:41: oder was auch immer. Ja, ja, genau, genau. Und es gibt viele Psalmen, die quasi Gott beschreiben,

00:29:45: als der höchste in mitten anderer Götter und in denen, wo man eigentlich nicht von einem Monotheismus,

00:29:52: noch nicht von einem Monotheismus sprechen sollte, sondern von einer Monolatrie oder von, also quasi

00:29:58: von der Gewohnheit oder dem der Vorgabe einen einzigen Gott nur anzubeten, der aber nicht der

00:30:06: einzigen Gott ist, den es gibt. Und erst dann in der prophetischen Kritik ist es dann quasi die

00:30:11: anderen Götter, die sind alle nicht, die sind alle wirkungslos, die gibt es alle gar nicht,

00:30:16: bis man am Schluss sich durchgerungen hat quasi zu überzeugen, es gibt eigentlich nur einen Gott

00:30:20: und der hat alles geschaffen und das ist aber auch nicht nur der Gott Israels, es ist der Gott der

00:30:27: ganzen Welt. Ja, und über diesen Gott hat man natürlich in der Geschichte sehr, sehr viele

00:30:33: unterschiedliche Bilder auch gemacht, also dieser Gott konnte unglaublich männlich sein,

00:30:39: er konnte eifersüchtig sein, er konnte streitlustig und reizbar sein. Also da ist dann schon auch ganz,

00:30:46: ganz viel menschliches, allzu menschliches in diesen Gott hineingedacht worden und

00:30:51: Religionen sind ständig bemüht zu reflektieren, ja aber ist das wirklich Gott, der sich da zeigt,

00:30:59: ist das Gott, wie er sich uns gezeigt hat. Und genau an dieser Schwelle stehen wir jetzt gegen

00:31:04: Ende dieser ersten Folge, dass wir das nächste Mal hinschauen werden, ja, dieser abstrakte

00:31:11: Gottesbegriff, das ist das eine, was wir jetzt gesagt haben, mit Gott als Schöpfer, mit Gott

00:31:16: als Woher des Sinnenüberschusses etc. Aber was ist denn eigentlich der christliche Schöpfer Gott?

00:31:23: Und wie kann der beschrieben werden, was wird ihm zugeschrieben und was macht

00:31:28: ihn besonders und speziell? Damit machen wir weiter in der nächsten Folge. Damit geht es

00:31:33: nächstes Mal weiter ihr Lieben, eine gute Woche und bis bald. Und vergesst nicht Feedback zu geben,

00:31:39: weil das werden wir uns ganz genau anschauen und freuen uns drauf. Vielen Dank. Vielen Dank. Tschüss.

00:31:46: Refleb.

00:31:48: [Musik]

00:31:54: (Musik)

Über diesen Podcast

Was heisst das eigentlich, Christ zu sein? Woran glauben Christen und was können sie getrost aufgeben? Logisch, dass sich Manuel Schmid & Stephan Jütte dabei nicht immer einig sind. Aber sie versuchen in diesem Podcast zusammen herauszufinden, was für sie wirklich zählt und was ihnen eher im Weg steht. Und klar: Beide wissen es auch nicht wirklich. Aber vielleicht regt es dich an zum Mitdenken. Oder es regt dich auf und du magst mit ihnen streiten. Oder du schreibst ihnen einfach mal, was du nicht mehr glauben kannst oder musst oder willst.

von und mit Manuel Schmid & Stephan Jütte

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