Eckhart Tolle: Jetzt! Die Kraft der Gegenwart
«Eines Nachts, nicht lange nach meinem neunundzwanzigsten Geburtstag, erwachte ich in den frühen Morgenstunden mit einem Gefühl absoluten Grauens. Ich war schon oft mit einem solchen Gefühl aufgewacht, aber dies-mal war es intensiver als je zuvor. Die Stille der Nacht, die vagen Umrisse der Möbel im dunklen Zimmer, das entfernte Geräusch eines vorüberfahren-den Zuges - alles fühlte sich so fremd an, so feindselig und so absolut bedeu-tungslos, dass in mir ein tiefer Abscheu vor der Welt entstand. Und das Ab-scheulichste von allem war meine eigene Existenz. Welchen Sinn machte es, mit dieser Elendslast weiterzuleben? Warum diesen ständigen Kampf weiter-führen? Ich konnte fühlen, dass die tiefe Sehnsucht nach Auslöschung, nach Nicht-Existenz jetzt wesentlich stärker wurde als der instinktive Wille wei-terzuleben. ‹Ich kann mit mir selbst nicht weiterleben›. Dieser Gedanke kreiste endlos in meinem Verstand. Plötzlich wurde mir bewusst, was für ein sonderbarer Gedanke das war. ‹Bin ich einer oder zwei? Wenn ich nicht mit mir selbst leben kann, dann muss es zwei von mir geben: das ‹Ich› und das ‹Selbst›, mit dem ‹Ich› nicht mehr leben kann.› ‹Vielleicht›, dachte ich, ‹ist nur eins von beiden wirklich.›» [Eckhart Tolle: Jetzt! Die Kraft der Gegenwart]
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